Småland für Jung & Alt

Denke ich an Småland, denke ich automatisch an Astrid Lindgren und ihre wunderbaren Kinderbücher. Allerdings bietet Småland einiges mehr als „Astrid Lindgrens Värld“ in Vimmerby. Für alle, die Småland ein wenig abseits der ausgetretenen Pfade entdecken wollen und Aktivitäten suchen, die sowohl Jung als auch Alt gefallen, habe ich ein paar Ausflugsziele zusammengestellt, die ich ganz sicher auch in diesem Sommer wieder besuchen werde.


WIEBKE JAHN:

…bereits seit 2021 leben Wiebke und ihr Mann in der Region um den Polarkreis. Hier arbeitet sie als Lehrerin an einer schwedischen Schule und als Übersetzerin, und schreibt…

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WIEBKE JAHN:

…bereits seit 2021 leben Wiebke und ihr Mann in der Region um den Polarkreis. Hier arbeitet sie als Lehrerin an einer schwedischen Schule und als Übersetzerin, und schreibt Artikel für diverse deutsche Zeitschriften. Außerdem berichtet sie in ihrem Social-Media-Profil und ihrem Blog von ihrem dortigen Leben – insbesondere im Vergleich zu ihren vorherigen Wohnorten. An der Polarkreis-Region schätzt Wiebke die arktische Kultur und den arktischen Lebensstil, sowie das Klima.

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Rudenstams

Zugegeben, aus dem Apfel-Land Deutschland kommend, scheint es zunächst ein wenig unspektakulär eine Apfelplantage zu besuchen. Aber Apfelanbau in Småland geschieht bei Rudenstams in einer ganz besonderen Kulisse. Nicht weit von der Südspitze des fast wie ein Meer anmutenden Sees Vättern gelegen, werden hier seit Generationen Obstbäume, vor allem Apfelbäume, angebaut. Der Ausblick auf den See, dessen Nähe ein einzigartiges Klima für den Apfelanbau bietet, ist herrlich und erzeugt ein richtiges Schweden-Urlaubs-Gefühl.

Eigentlich, so berichtet der Sohn des Eigentümers Pelle Rudenstam, liegt Småland schon zu weit im Norden, um einen guten Obstbau zu ermöglichen. Die ersten Bäume kamen durch einen leitenden Ingenieur in der nahe gelegenen Waffenfabrik in Huskvarna nach Småland. Dieser Mitarbeiter reiste im 19. Jahrhundert nach Detroit, um die dortigen Produktionsweisen zu beobachten. Neben Neuerungen für die Fabrik brachte er auch die Erkenntnis mit, dass es sich lohnen könnte, an den Ufern des Vättern, der ihn an die grossen Seen in Nordamerika erinnerte, mit dem Obstbau zu beginnen. Viele Apfelbauernhöfe sind bis heute Familienbetriebe, so auch Rudenstamms.

Die 35 Hektar große Plantage ist bereits seit 1947 in der Hand der Familie Rudenstam. Zunächst begann Nils Rudenstam als kleiner Junge mit dem Verkauf von eigenen Äpfeln des Hofes auf dem Marktplatz in Huskvarna. Dieser Marktverkauf blieb Familientradition, bis die Nachfrage irgendwann so groß war, dass sie logistisch nicht mehr gestemmt werden konnte. Also entschied sich die Familie, Besucher fortan auch zu sich nach Hause einzuladen. Über die Jahre hinweg entstand ein niedliches Bauerncafé, das immer weiter ausgebaut wurde. Der wunderbare Blick über den Vättern, die hausgemachten Spezialitäten, die zuckersüßen Souvenirs und nicht zuletzt der beste Apfelsaft Schwedens machen einen Ausflug zu Rudenstams zu einem echten Erlebnis.

Der Apfelsaft wird in vielen verschiedenen Sorten angeboten und ist schwedenweit so bekannt, dass er sogar bei dem feierlichen Abendessen der Nobelpreisgala serviert wird. Wer schwedische Fika-Kultur in Kombination mit erlesenem Geschmack und einer Prise Geschichte erleben will, der wird bei Rudenstams auf seine Kosten kommen.

Lust auf eine Apfelsafari?

Profi-Tipp: Wer etwas mehr über die Familiengeschichte von Rudenstams, den Obstbau in der Region und einen extra tollen Ausblick erleben möchte, kann gern eine Apfelsafari buchen und mit einem urig…

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Profi-Tipp: Wer etwas mehr über die Familiengeschichte von Rudenstams, den Obstbau in der Region und einen extra tollen Ausblick erleben möchte, kann gern eine Apfelsafari buchen und mit einem urigen Gefährt die Hügel rund um das Bauerncafé entdecken. Die Safari kann auf Anfrage gebucht werden.

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Åsens By

Das Kulturreservat „Åsens By“ ist eine wirkliche Perle in Südschweden. Hier wird das „alte“ Schweden aus der Zeit Astrid Lindgrens am Leben erhalten. Das Besondere an einem schwedischen Kulturreservat ist, dass sowohl die Natur als auch die kulturellen Schätze einer Region geschützt und erhalten werden müssen. Åsens war das erste Kulturreservat Schwedens und existiert seit dem Jahr 2000. Es handelt sich um ein typisches småländisches Dorf, mit klassisch schwedischer Architektur. Es gibt aber eben auch typische alte Landrassen schwedischer Nutztiere zu bestaunen. Die Schafe des Dorfes sind unglaublich zutraulich und lassen sich gern streicheln, die einzige Bedingung: Man muss sie selbst entscheiden lassen, ob sie zu den Besuchern möchten oder nicht.

In uriger Atmosphäre lässt sich typisch småländischer Käsekuchen genießen und in der alten ausgebauten Scheune kann man handgemachte Sachen aus der Region kaufen. Das Highlight des Dorfes ist allerdings das alte Haus von Thekla, der letzten Bewohnerin des Ortes. Seit ihrem Tod in den 80iger Jahren wurde alles so bewahrt wie es zu ihren Lebzeiten aussah. Man kann als Besucher so wirklich nachempfinden, wie das Landleben in Schweden vor gut 100 Jahren ausgesehen hat. Die alten Fotos von Theklas Familie an der Wand beeindrucken genauso wie die alte Speisekammer oder das „utedass“, das Plumpsklo.

Mittlerweile gibt es 47 Kulturreservate in Schweden, 20 davon werden direkt vom schwedischen Staat finanziert. In Åsens By kann man neben den alten Häusern auch beobachten, wie Landwirtschaft in früheren Zeiten betrieben wurde, an Kursen und Workshops zu allen möglichen Themen teilnehmen und sogar dort übernachten. Bei den Übernachtungsmöglichkeiten ist vom geräumigen Hauptbauernhaus bis hin zur sehr urigen Holzfällerhütte im Wald für jeden Geschmack etwas dabei. Die Kinder können sich gefahrlos auf dem ganzen Gelände austoben und die Erwachsenen den Charme der guten alten Zeit genießen. Åsens By ist definitiv ein Muss für alle Fans von Bullerbü, die zugleich ein wenig mehr über die Geschichte der Region lernen möchten.

Store Mosse Nationalpark

Wie der/ die ein/e oder andere Leser*in vielleicht weiß, lebe ich selbst in Schwedisch-Lappland, aber meine Liebe für die karge Landschaft des Nordens entstand tatsächlich in Småland. Das mag jetzt vielleicht verwundern, aber im Herzen Smålands liegt das größte Moorgebiet Südschwedens: der „Store Mosse“ Nationalpark. Schweden ist ein Paradies für Naturliebhaber und insbesondere der „Store Mosse“ Nationalpark hält für alle Altersstufen und Fitnesslevels besondere Aktivitäten bereit.

Zum einen kann ich zunächst einen Besuch des „Naturums“ ans Herz legen. Hier wurde mit viel Liebe zum Detail eine Ausstellung geschaffen, die über die Wichtigkeit der Moore für unser Klima ebenso informiert, wie über die Flora und Fauna des Nationalparks, und die Geschichte von Mensch und Natur in dieser Gegend. All dies geschieht auf moderne und abwechslungsreiche Weise.

Nach dem Besuch im Naturum würde ich einen Blick auf die Karte des Nationalparks wagen: Es gibt so viele Wanderwege, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Ob Schneeschuhwanderungen durch das Moor, Wanderungen mit Zelt und Trekkingrucksack für mehrere Tage, oder der „Skogstrollens stig“, für die jüngsten Besucher des Nationalparks. Hier hat man im wahrsten Sinne die Qual der Wahl und alle können in diesem Nationalpark ein tolles Naturerlebnis haben. Besonders schön ist, dass es auch barrierefrei ausgebaute Wege gibt.

Insgesamt sind 50 Kilometer Wanderwege im Nationalpark erschlossen, allesamt laden ein, die reizvolle und auch für Südschweden einzigartige Landschaft auf eigene Faust zu erforschen.

Insbesondere für alle, die sich gern mal in den Norden Schwedens träumen, aber in ihrem kurzem Urlaub nicht so weit fahren können, ist dieser Nationalpark sicher ein absolutes Highlight.

Profi-Tipp: Es lohnt sich gutes Schuhwerk einzupacken, ebenso wie Sonnencreme und Sonnenhut, in der meist baumlosen Moorlandschaft gibt es im Sommer wenig Schatten.

„Die historische Region Småland ist aus gutem Grund ein beliebtes Reiseziel für Jung und Alt – hier lassen sich nicht nur wunderschöne Landschaft und weite Nadelwälder, sondern auch ein vielfältiges kulturelle Erbe erleben.“


– Wiebke Jahn

Glasriket – das Glasreich

Im südlichen Småland, rund um die Stadt Växjö, befindet sich eine Region, die auch als „Grasriket“ – Glasreich– bezeichnet wird. Das Glasreich ist eine historisch überaus spannende Region, die sich lohnt entdeckt zu werden. Bereits seit dem 17. Jahrhundert wird hier Glas verarbeitet, nachdem Handwerker aus Deutschland und Holland angeworben wurden, um die Glaskunst in Schweden anzusiedeln. Mit seinem natürlichen Rohstoffvorkommen war und ist Småland ein sehr guter Standort, um Glas zu produzieren. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich in der Region ein unglaubliches kulturelles Erbe entwickelt. Heute gibt es immer noch 14 verschiedene Glashütten die in Betrieb sind, und an vielen Orten gibt es touristisch spannende Dinge zu erleben.

Besonders empfehlenswert ist hier ein Besuch im Kosta Boda Art Hotel. In der Stadt Kosta gibt es ebenfalls eine eigene Glashütte und ein Outlet bei dem sich günstig Glaskunstwerke erstehen lassen. Das Hotel des kleinen Städtchens hat es aber besonders in sich, denn hier wird Glaskunst im Wert von mehreren Millionen Euro ausgestellt. Hier nimmt man einen Drink in der futuristischen Glasbar ein oder lässt es sich im weltpremierten Spa gut gehen. Das Restaurant ist bereits im Guide Michelin gelistet und das Essen schmeckt hervorragend. Es macht Spaß, einmal in diesem Ambiente zu bestaunen, was mit Glas für Kunstwerke hergestellt werden können.

Wer mehr darüber wissen will, wie Glas eigentlich gemacht wird, und wie die Arbeit in einer Glashütte aussieht, dem seien die beiden Glashütten in Målerås und Kosta ans Herz gelegt. Hier kommen Jung und Alt voll auf ihre Kosten, denn sie können nicht nur die Hitze und die sicher schwere Arbeit in einer Glashütte nachvollziehen, nein: Besucher*innen jeden Alters (für Kinder empfiehlt es sich ungefähr ab einem Alter von ungefähr 5-6 Jahren) können selbst aktiv werden und ein kleines Glaskunstwerk schaffen. Zunächst darf man verschiedene Farben auswählen und dann den Zauber geschehen lassen. Glaube mir: du wirst danach Glasgegenstände mit anderen Augen betrachten.

Profi-Tipp: Bei einem längeren Aufenthalt in Småland sollte der Besuch einer Glashütte zu Anfang des Urlaubs geplant werden, da das Glas einen Tag zum kontrollierten Abkühlen benötigt. Nach ein paar Tagen kann das Kunstwerk dann vor Ort abgeholt und mit nach Hause genommen werden. Sollte das aus organisatorischen Gründen nicht möglich sein, so wird das Team den neu entstandenen Schatz gegen einen Aufpreis auch gern per Post zur gewünschten Adresse zusenden.

Kalmar

Vielleicht kennst du Kalmar, so wie ich lange Zeit, als „die Stadt mit der Brücke nach Öland“. Oft bin ich schon durchgefahren, in Gedanken bereits an einem der einsamen weißen Sandstrände Ölands. Allerdings lohnt es sich in einer der ältesten Städte Schwedens einmal Halt zu machen. Sowohl Geschichtsinteressierte, Kunstliebhaber als auch Familien mit Kindern werden in diesem freundlichen bunten Städtchen voll auf ihre Kosten kommen.

In Kalmar lässt sich an jeder Ecke gelebte Geschichte beobachten und so lohnt sich zunächst ein Besuch in der topmodernen Tourismusinformation. Ein Stadtrundgang, der auch auf Deutsch angeboten wird ist in dieser spannenden Stadt sehr empfehlenswert. Besonders, aber nicht nur, für Kinder interessant, ist das alte Schloss Kalmar. Hier tragen die Mitarbeitenden Kleidung aus dem 17. Jahrhundert, die originalgetreue Einrichtung versetzt einen gedanklich in die Frühe Neuzeit und die restaurierten Deckengemälde sind wirklich atemberaubend schön. Das Restaurant bietet eine moderne Küche mit einem Hauch Rustikaliät. Besonders schön ist die Kombination des altertümlichen Flairs mit modernen wechselnden Ausstellungen, so läuft beispielsweise noch bis November 2023 die Ausstellung „Monet u0026 Friends Alive“in der die wunderbaren Gemälde Claude Monets in ganz neuer multisensorischer Form erlebt werden können.

Abschließen sollte man seinen Besuch in Kalmar unbedingt mit einem kleinen Spaziergang durch die niedlichen kleinen Gässchen der Stadt. Sowohl die Altstadt mit ihren bunten pittoresken kleinen Holzhäuschen, die jedes Schwedenherz höher schlagen lassen, als auch das bunte Treiben in der wunderschönen Innenstadt machen Freude und Lust auf mehr. Sei es der wunderbare Domvorplatz, die kleinen Geschäfte oder Cafés – Kalmar versprüht den besonderen Charme einer jungen Studentenstadt in fast unberührter Kulisse aus dem 17. Jahrhundert und ist definitiv einen Besuch wert.

Die historische Region Småland ist aus gutem Grund ein beliebtes Reiseziel für Jung und Alt – hier lassen sich nicht nur wunderschöne Landschaft, weite Nadelwälder, sondern auch ein vielfältiges kulturelle Erbe erleben.